Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich unsere Welt im Zeichen der Entwicklung von Naturwissenschaften und Technik, von Wirtschaft und Industrie rapide und nachhaltig verändert.
Der Prozess der Industrialisierung hat alle Länder dieser Erde erfasst. Mit ihm veränderten sich die sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Strukturen weltweit. Seine Auswirkungen haben unsere Arbeits- und Lebenswelt, unsere Siedlungsweise und Infrastruktur, unsere Landschaft sowie das gesamte Ökosystem unseres Planeten erfasst, deren Wandel beschleunigt und letztlich die Lebensgrundlagen für jeden einzelnen Menschen und unsere Gesellschaft insgesamt neu definiert. Auch im Zeitalter der Globalisierung schreitet dieser Prozess voran und verändert ständig seinen Charakter und wird durch den Übergang in das sogenannte postindustrielle Zeitalter keineswegs gebrochen.
Der Prozess der Industrialisierung ist ein wesentlicher Teil unserer Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Er hat überall seine Spuren hinterlassen: in uns Menschen, in unserer Gesellschaft und in unserer Umwelt. Um ihn zu verstehen, muss man diesen Spuren nachgehen, sie aufspüren, dokumentieren und analysieren. Dazu ist es notwendig, die bedeutendsten Spuren dieser Entwicklung zu sichern und zu bewahren, um mit ihrer Hilfe uns selbst und künftigen Generationen ein Bild von den Leistungen und Gefahren und damit von der Bedeutung dieses für die Geschichte der Menschheit und unseres Planeten so einschneidenden Wandlungsprozesses machen zu können.
Eine von der historischen Forschung lange verkannte und in der modernen Erforschung des Industrialisierungsprozesses zunehmend wichtigere Quellengattung bilden die gegenständlichen Quellen oder Artefakte (künstlich erzeugte Dinge), die unser industrielles Zeitalter prägen und die von uns Menschen geschaffen werden, um ganz bestimmte Zwecke zu erfüllen. Zu diesen Artefakten zählen vor allem Werkzeuge, Maschinen, technische Anlagen oder auch technische Systeme, die zur Herstellung und Verbreitung jener Güter und Produkte notwendig sind, deren die industrielle Gesellschaft bedarf. Dazu gehören sowohl Investitions- und Konsumgüter wie auch Bauten und Einrichtungen der Produktion, der Verwaltung, der Infrastruktur sowie des sozialen Umfeldes industrieller Produktion wie etwa Fabrikantenvillen oder Arbeitersiedlungen.
Zur Erforschung dieser Artefakte und ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Industriezeitalters ist in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts in England eine neue wissenschaftliche Disziplin entstanden - die Industriearchäologie (Industrial Archaeology). Das Studium dieser Disziplin wird einmalig in Deutschland an der TU Bergakademie Freiberg angeboten. Wir würden uns freuen, wenn es Ihr Interesse findet.
- Abschluss: Bachelor of Science (B.Sc.)
- Dauer: 6 Semester
- Beginn: WiSe (SoSe mit individuellem Studienablaufplan auch möglich)
Kernfächer:
- Geschichtswissenschaftliche Methoden
- Branchenbezogene Industriearchäologie
- Industriedenkmalpflege
- Technikgeschichte
- Umweltgeschichte
- Wirtschaftsgeschichte
- Praktische Projektseminare
- Mehrtägige Exkursion
- 3-monatiges Praktikum
- Abschlussarbeit
Fachübergreifende Fächer:
- Englisch
- Vermessungs- und Instrumententechnik
- Geoinformationssysteme
- Öffentliches Recht
- Natur- und ingenieurwissenschaftlicher Wahlbereich
- Freie Wahlfächer